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Borkum 2012 – Bericht

Schon seit dem Jahr 1990 gibt es Posaunenchor-Familienfreizeiten, die von Johannes Kunkel organisiert werden. Dabei ging es schon ins Allgäu, ins Berchtesgadener Land, in den Thüringer Wald, nach Dresden und auf die Nordseeinsel Borkum.

Nach Borkum geht es regelmäßig alle zwei Jahre und das ist für unsere 7-köpfige Familie immer der Super-Familienurlaub.

Schon wenn die Teilnehmerliste per e-mail ankommt, wird sofort geschaut, wer diesmal alles dabei ist, wen wir noch vom letzten Mal kennen und wer vielleicht neu dazu gekommen ist.

Am Anreisetag trudeln mittags nach und nach alle am Fähranleger in Emden ein und auf der zweistündigen Überfahrt gibt es schon die ersten „Kaffeekränzchen“, bzw. Doppelkopfrunden oder man trifft sich oben an Deck und lässt sich den Seewind um die Nase wehen.

In Borkum angekommen quetschen sich die Reisenden in das Bähnchen, das alle einmal quer über die Insel zum Borkumer „Hauptbahnhof“ bringt. Nur ein paar erfahrene Inselbesucher bleiben geduldig am Hafen zurück, denn sie wissen: in 10 min fährt die nächste Inselbahn.

Vom Bahnhof aus sind es noch ca. 5 min Fußmarsch zum Hotel, dem Gästehaus Marina. Die Schlüssel gibt es aber schräg gegenüber im CVJM-Haus Viktoria, direkt an der Uferpromenade. Hier gibt es auch Frühstück, Mittag- und Abendessen und hier kann man auch am Nachmittag noch Kaffee trinken oder, falls erforderlich, mal „kurz“ im Internet surfen…

Aber für sowas (Internet/Fernsehen/…) haben wir auf Borkum glücklicherweise gar keine Zeit. Denn wir sind ja nicht nur zum Entspannen hergekommen oder um am Strand spazieren zu gehen. Schließlich haben wir alle ein gemeinsames Hobby: Musik! Und wir haben unsere Instrumente mitgebracht: alles in allem 18 Trompeten, 2 Flügelhörner, 2 Waldhörner, 1 Euphonium, 1 Fagott, 17 Posaunen und 2 Tuben. Damit kann man schon ordentlich Krach machen! (Außerdem sind da noch 2 Gitarren und ein Keyboard, aber die proben nicht mit.)

Jetzt braucht man natürlich noch jemanden, der diesen Krach koordiniert, sonst wird ja keine Musik draus. Das macht Johannes.

Jeden Vormittag von 10:00 bis 12:30 Uhr übt er mit uns Töne und Rhythmen, erklärt wie und warum man „Glockentöne“ spielen muss, zeigt uns die Besonderheiten beim Swing und beim Barock und wie man es schafft, dass aus einer Abfolge verschiedener Töne eben richtig gut klingende Musik wird. Unsere Jugend probt mittlerweile nicht mehr separat wie in den letzten Jahren, sondern sie gehören jetzt auch zum „großen Orchester“, was allerdings mit ganz unterschiedlicher Begeisterung aufgenommen wird. Für uns Eltern ist es aber schön zu erleben, wie unsere Kinder auf diese Weise in die Musik und dadurch auch in unsere Gemeinschaft hineinwachsen.

Damit wir auch wissen, wofür wir proben, gibt es auf Borkum auch einige musikalische Einsätze für uns: an beiden Donnerstagen geben wir ein kleines Konzert vor dem neuen Leuchtturm. Die Spenden, die wir dabei einnehmen, sind für die Borkumer Feuerwehr. Der Leiter des Posaunenchores auf Borkum, Tönjes Akkermann, war lange Zeit auch der Leiter der dortigen Feuerwehrkapelle. Und mit dem Kontakt zum dortigen Posaunenchor entwickelte sich auch der Kontakt zur dortigen Feuerwehr.
Außerdem spielen wir an beiden Sonntagen in der evangelisch-reformierten Kirche im Gottesdienst und im Anschluss an den zweiten Gottesdienst zusammen mit dem Posaunenchor Borkum beim reformierten Gemeindefest.

Mittwochs gibt es neuerdings den „Musikalischen Dreiklang“. Das ist ein Gottesdienst, bei dem man von einer Kirche in die nächste wandert. Er beginnt in der lutherischen Kirche, dann gehen die Gottesdienstbesucher mitsamt dem Pfarrer in die katholische Kirche und schließlich endet der „Pilger-Gottesdienst“ in der reformierten Kirche. Die Predigt ist in drei Teile aufgeteilt und in jeder Kirche erfährt man auch etwas zur Geschichte des jeweiligen Gotteshauses.

Den Sommer über gibt es manchmal Abendandachten am alten Leuchtturm. Bei solch einer Andacht waren wir auch einmal musikalisch aktiv. Ausnahmsweise haben wir an einem Montagabend für die Freunde des Musikzuges der Feuerwehr das „Laterne-blasen“ übernommen. Das war das einzige Mal an dem es geregnet hat. Zum Glück standen das Publikum und wir unter der Überdachung des Inselbahnhofs halbwegs im Trockenen.

Das waren jetzt ganz schön viel Termine für gerade mal zwei Wochen, aber keine Sorge, es gibt trotzdem genügend Freizeit, um an den Strand zu gehen, Beachvolleyball zu spielen, zu baden, im Sand zu buddeln, kunstvolle Skulpturen aus Sand zu bauen oder zu den Seehundbänken zu gehen. A propos bauen: eine ganz spektakuläre Gemeinschaftsaktion ist immer der Bau des Sandschiffes. Hierfür treffen sich alle Interessierten mit Schaufeln bewaffnet und voller Tatendrang am Strand und beginnen den Bau einer Sandburg in Form eines Bootes. Ziel dieser Aktion ist es, das Boot fertigzustellen und mit allen Akteuren im Boot mit Sekt anzustoßen (für Kinder natürlich Orangensaft), bevor die ankommende Flut das Boot wieder zerstört. Wenn man sich mit der Höhe der Flut etwas verschätzt, kann das ganz schön spannend werden.

Für andere Aktivitäten wie Planwagenfahrt, Besichtigung des Feuerschiffs, Krabben puhlen, Wattwanderung etc. muss man selbst aktiv werden. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann ist, sich Fahrräder zu leihen und damit über die Insel zu radeln. An jeder zweiten Ecke gibt es hier einen Fahrradverleih und neuerdings kann man sich auch direkt beim CVJM-Haus welche ausleihen. Und ein Besuch beim Borkumer Teelädchen ist auch ein absolutes Muss, schon allein damit man sich im Gemeinschaftsraum nachmittags einen Friesentee brauen kann, falls das Wetter mal wieder keine Alternativen zulässt.

Dieser Gemeinschaftsraum, wegen seiner großen Fensterfront auch das „Aquarium“ genannt, ist übrigens ein ganz wichtiger Treffpunkt für alle Freizeitteilnehmer. Schon morgens nach dem Frühstück gibt es hier eine kurze Morgenandacht, danach ist wie schon erwähnt die Posaunenchorprobe, bei der auch der eine oder andere Borkumer Hobbymusiker mal vorbeischaut und natürlich mitmacht. Am Nachmittag trifft man sich hier zur Teestunde (das kann unter Umständen auch eine sehr lange Stunde sein …), nach dem Abendessen wird nochmals Musik gemacht, diesmal aber „Just for fun“, also nur für diejenigen, die tatsächlich noch nicht genug haben und danach geht es schließlich in den gemütlichen Teil des Abends über, es werden Karten gespielt und andere Gesellschaftsspiele oder es wird mal ein Film gezeigt oder auch zwei …

Aber ganz egal, was wir machen, die zwei Wochen auf Borkum gehen immer viel zu schnell um! Und obwohl die Insel nicht sonderlich groß ist, haben wir immer noch nicht alles gesehen. Wir haben uns zum Beispiel noch nicht den Seenot-Rettungskreuzer angeschaut. Das machen wir dann beim nächsten Mal, in zwei Jahren!

Susanne Bruch
Dreieich
Posaunenchor Götzenhain