Pausengespräche
Nach einer Stunde intensiver Probe ist es Zeit für die Pause und dann ist auch Zeit, sich endlich mal in Ruhe unterhalten zu können.
„Kinners, ich muss euch mal sagen, wie sehr ich das genieße mit
euch zusammen zu spielen!“ sagte ein altes Flügelhorn.
„Als mein Bläser damals starb, hab ich ja schon befürchtet,
ich würde auch für 50 Jahre aufm Dachboden verschwinden wie die Omma
Piering dahinten. Umso schöner, wenn ich jetzt alle ein-zwei Jahre mal raus darf und mit euch spielen“
„Oh danke für die netten Töne“ sagten die Trompeten
„Ein-zwei Jahre sagst du? Ich war sage und schreibe 10 Jahre
eingesperrt“ empörte sich eine Posaune „10 Jahre in der Kiste!
Nur weil die Omma sich an meine Bläserin rangeschleimt hat!“
„He he, rangeschleimt kann man ja wohl kaum sagen, ich wurde verschenkt,
dafür konnte ich nix “ widersprach eine uralte Posaune.
„Schon gut, ich darf ja jetzt endlich wieder spielen, zwar nur leihweise
sagen sie, aber von mir aus kann das noch lang so weitergehn, der Kasten ist ja
kein passender Aufenthaltsort für unsereins, so gesagt“
„hihihi“ kicherte eine Trompete „Also ich halte mich
wesentlich länger im Kasten auf als in Freiheit, geht euch das
anders?“
„Nee, nein, ach wo ….“ tönte es von allen Seiten
„Also da muss ich euch was erzählen, mir ist immer noch ganz
zitterich“ sagte eine Posaune "Letzte Woche war mir das schon so
suspekt, ich dacht bei mir so „he, ist denn schon eine Woche rum? Kommt
mir noch garnicht so lang vor …" Als ich aus dem Kasten genommen wurde
und so um mich kuckte, war ich garnicht hier im Probenraum! Auch nicht auf der
Kirchen-Empore. Da standen 2 Sofas rum, lag ein Teppich, und waren
Vorhänge an den Fenstern und ein Fernseher … ich hab mich so
erschreckt, dass ich erstmal garkeinen richtigen Ton rausgekriegt hab“
„Das war euer Wohnzimmer zuhaus“ sagte eine Trompete
„Dein Bläser hat heimlich zuhaus geübt“
„Das kann er doch nicht so einfach machen, das bin ich doch garnicht
gewöhnt!“ jammerte die Posaune.
„Jetzt wo das Konzert naht, werden die alle bisschen nervös und
fangen mit so komischen Sachen an, musste dich dran gewöhnen, ist jedes
Jahr so,aber das gibt sich dann auch sehr schnell wieder“
„Konzert? hey dann fängt mein Bläser bestimmt auch bald an zu
üben, schön, komm ich mal wieder aus diesem Sarg raus“
brummelte die Tuba.
„Kein Stress Kinder, solange wir nicht geputzt sind, ist das Konzert noch
nicht dringend“ sagten die 2 ältesten Posaunen
„Mein Bläser übt ja schon öfters mal, aber er geht dazu
immer in den Keller, damit uns keiner hört“ sagte eine Trompete
„Also mein Bläser spielt täglich eine Stunde!“ sagte die
Dirigenten-Trompete
„Angeber“ murmelte eine Posaune
„Ja du! Du bist ja auch ein Arbeitsgerät“ tönte es laut
aus der Ecke „Ihren Laptop packt meine Chefin auch täglich aus, das
kann man ja nicht vergleichen“
„Oder mein Bläser sein Werkzeug“ stimmte eine andere Trompete
zu
Grummelnd verzog sich die Dirigententrompete wieder in ihren Koffer.
„Es wär ja schon schön, wenn man nicht nur vorm Konzert aus dem
Kasten gelassen würde, sondern irgendwie regelmäßig“
seufzte eine Trompete.
„Regelmäßig ist ja sehr relativ“ brummelte eine
große Bassposaune „ich werd ganz regelmäßig aus dem
Kasten geholt, einmal ist es hell und warm und es gibt Erdbeerbowle und beim
andern Mal ist es kalt und dunkel und es gibt Glühwein – immer
abwechselnd, DAS nenn ich mal eine geregelte Lebensführung!“.
„Also ich merk immer wenn das Konzert naht, wenn mein Bläser dann
lauter babbelt als ich spiele“ sagte eine Trompete
„Achwas! Die babbeln IMMER lauter als wir spielen“ widersprach eine
Posaune
„hihihi“ kicherte eine Trompete „Erinnert ihr euch noch an
die erste Probe vom neuen Dirigenten? Wie alle da ganz stumm saßen mit
großen Augen und sich keiner getraut hat auch nur Piep zu
sagen?“
„Und wer hat schon damals prophezeit dass das keine 4 Proben lang
hält? Na wer?“
„Wir alle!“ riefen die Instrumente im Chor
„Also von wegen Gebabbel: ich bewundere meinen Bläser und seinen
Nachbarn ja schon.“ sagte eine Posaune „Wenn der Diri was
erklärt, daddeln sie auf ihren Handys rum, schicken sich whatsapp oder SMS
und unterhalten sich noch dabei und wenns weiter geht wissen sie trotzdem genau
wo sie spielen müssen und sind richtig“
„Das lernen die in der Schule, ich glaub das heißt multitasking
oder so, aber das geht nur solang sie noch jung sind. Bei Alten lässt das
ganz schnell nach“
„achso, mein Bläser babbelt nämlich eher wenig, aber kriegt
meistens trotzdem nix mit und muss dann fünfmal nachfragen was gespielt
wird – im Vertrauen gesagt: ich glaub der hört nicht mehr so
gut“
„Na, also mal ehrlich: wer 30, 40 oder gar 50 Jahre mit uns gearbeitet
hat, wird einfach schwerhörig, das gehört zum Berufsrisiko“
„Ist vielleicht nicht das Schlechteste“ tönte es etwas dumpf
aus dem Dirigentenkoffer.
„Des hammer jetz aber net gehört!“
„Leute darf ich mal was fragen? Ist mir ja schon ein bisschen peinlich,
aber ….“
„Sprich dich ruhig aus, wir sind ja unter uns. Die Bläser stehen
noch beim Wasser“
„naja … also … durch die Atemluft sind wir doch immer ein
bisschen feucht innen und wenn ich dann die ganze Woche nur im Kasten liege
… ich hab dann Angst ich würde … naja … bissi
"müffeln" so von innen. Wenn ihr versteht …?“
„“oh ja“ die Instrumente nickten
„Hat da jemand Erfahrung oder weiß Bescheid welche Zeit im Kasten
rumliegen so maximal vertretbar ist? Man will ja schließlich nicht, dass
sich da biologische Erscheinungsformen entwickeln &heliip;“
„Können wir mal weitermachen, Pause vorbei“ rief der Dirigent.
Tja, da hat das arme Instrument leider keine Antwort mehr gekriegt ……