Beide Bezirke
Südnassau Rheinhessen

Berichte: Chorleitung

Neue Ausbildungsform für angehende Chorleiter

Samstagabend, 13.2., 20.43 Uhr, Schönberg im Taunus: „Meine Leute können nicht mehr!” Martin Jäckel, freier Mitarbeiter und einer der drei Ausbilder des Leitungsteams -Posaunenchorleitung- sucht zur Reaktivierung der Aufnahmefähigkeit seiner Schüler, eine Lösung mit den Landesposaunenwarten Johannes Kunkel und Frank Vogel. Und dabei steht noch eine Stunde Chorleitung auf dem Stundenplan...

So kann's gehen, wenn ein anspruchsvolles Programm auch wirklich durchgezogen wird. Vielleicht doch zuviel Stoff, oder nur nicht erwartet? Die nächsten Wochenenden werden es zeigen. Erwerb, Entwicklung, Nutzung und Weitergabe von Know-how für die musikalische Leitung eines Posaunenchores ist eine der wichtigsten Aufgaben unseres Posaunenwerkes. Genau diese Aufgabe hat sich das Posaunenwerk der ev. Kirche in Hessen und Nassau neu vorgenommen. Neu deshalb, weil ein offenes Ausbildungskonzept ent- wickelt wurde und jetzt zum erstenmal in der Praxis er- probt wird. Dieses neue, offene Konzept macht es den Engagierten und Interessierten möglich, sich ihrer Aufgabe und ihrem Hobby vertieft zu widmen und weiter zu entwickeln. Notwendig ist es geworden, weil sich die zeitlichen Rahmenbedingungen der Lernenden enorm durch Beruf und Privatleben verändert haben. Auch hier ist es so, dass die, die sich hier einbringen, nicht überraschend auch in ihrem übrigen Leben meistens nicht über Langeweile zu klagen brauchen. Genau dem wird nun versucht Rechnung zu tragen.

Die Ausbildungsordnung sieht einen individuellen Einstieg vor. D.h., nach Absprache mit einem Ausbilder steigt man in einer dem eigenen Entwicklungsstand entsprechenden Leistungsstufe ein und macht so weiter, wie es möglich ist. Minimalster und schnellster Weg für einen Neueinsteiger, bei optimalen Rahmen- und Lernbedingungen zuhause, ist, in sechs Lern- und einem Prüfungswochenende die Ausbildung zu durchlaufen. Damit erlangt man während zwei Jahren die theoretische Voraussetzung zum Leiten eines Posaunenchores. (Eignungsnachweis für Posaunenchorleitung). Ist dieser "Schnelldurchlauf" nicht möglich, kann dort weiter gemacht oder wiederholt werden, wo der aktuelle Wissensstand liegt und wie die zeitlichen Möglichkeiten es erlauben. Grundvoraussetzung aber, und dies ist von besonderer Bedeutung, ist, daß die Eigeninitiative, die Verantwortung für sich selbst sowie die Disziplin und Fähigkeit an einem Thema dran zu bleiben, deutlich gefordert werden. In der Erwachsenenbildung spricht man in dieser Form von einem Fernstudium mit Präsenzseminaren. Nichts anderes wird hier angeboten.

Gearbeitet wird in drei Leistungsklassen. Die erste legt die Grundlagen, die zweite erweitert das Grundwissen und die dritte ist Prüfungsvorbereitung. Jede Klasse umfaßt zwei Wochenenden.

Besonders interessant ist, das auch bereits arbeitende Posaunenchorleiterinnen und Posaunenchorleiter hier teilnehmen können und sollen.

Aus zweierlei Sicht. Einmal weil sicher jeder Chorleiter neue Impulse und Korrekturen nutzen kann und zweitens, weil natürlich auch Bläserinnen und Bläser benötigt werden, damit ein Übungs-Posaunenchor entsteht.

Am 12. - 14. Februar 1999 war es also soweit. Die letzten Kopien für die Arbeitsunterlagen waren gemacht, zu Heften gebunden und es ging los. 29 Teilnehmer fanden sich in Kronberg/ Schönberg im Taunus ein um zu arbeiten. Das Leitungsteam, Martin Jäckel, Johannes Kunkel und Frank Vogel, hatte einen strammen Stundenplan mit durchdachten aufeinander aufbauenden Lerninhalten erstellt, den es nun zu testen galt. Sind die Inhalte so portioniert, daß die Teilnehmer die Fülle verkraften können, ist für genügend Abwechslung gesorgt, stimmt die Reihenfolge, kurz, ist die Didaktik gelungen?

Dies alles wird und kann, wie alles Gute, verbessert wer- den. Wichtig ist, daß dem Teilnehmer die Verantwortung klar wird, die er übernimmt, wenn er die Leitungsfunktion in einem Posaunenchor hat. Daß er hierzu ein gerüttelt Maß an Fachkompetenz im Dirigieren, in allgemeiner Musiklehre, Gehörbildung, Rhythmik, Satzanalyse, Gottesdienstkunde und Chorführung erarbeiten mußbevor der eigentliche Lernprozeß der verantwortlichen Führung beginnt, nämlich beim wirklichen Tun, dies kann in diesem Lehrgangskonzept gelernt werden.

Daß die „Dirigenten” der Klasse von Martin Jäckel dann doch noch konnten, lag einmal an einer kleinen Pause und an der Flexibilität der drei Ausbilder. Es wurde kurzerhand das Abendprogramm ein wenig umgestellt. Vielleicht müssen sich aber die Teilnehmer auch erst noch an ein Tagesprogramm von 9.15 Uhr bis 22.30 Uhr gewöhnen. Ist es überflüssig zu erwähnen, daß Unterkunft und Verpflegung dem Anspruch an einen guten äußeren Rahmens entsprachen? - Sicher nicht!

Hierfür gebührt den Verantwortlichen neben der reinen musikalischen Arbeit, besonders aber auch für die Organisation und die Vorbereitung, ein herzliches Dankeschön. Den Teilnehmern ist für ihr Engagement und ihr Durchhaltevermögen zu danken.

Hans-Jürgen Läpple